Werte, Wirtschaft, Wehrhaftigkeit
Kann Europa noch mithalten?!
Am 1. Dezember 2025 veranstalteten wir einen Online-Bürgerdialog zum Thema „Werte, Wehrhaftigkeit und Wirtschaft“. Vor dem Hintergrund globaler Krisen diskutierten rund 60 Bürgerinnen und Bürger mit Prof. Dr. Andrea Wechsler (CDU/EVP), Europaabgeordnete sowie ihrem Parlamentskollegen Lukas Sieper (PdF). Die wissenschaftliche Einordnung lieferte Julian Plottka von der Universität Passau und dem Institut für Europäische Politik (IEP). Moderiert wurde der Abend von Axel Müller.
Zu Beginn zeigte eine Umfrage, dass „Sicherheit“, ein drohender „Rechtsruck“ und fehlende „Einigkeit“ die größten Sorgen der Teilnehmenden sind. Trotz dieser Bedenken herrschte eine bemerkenswert hohe Bereitschaft, für eine größere Unabhängigkeit der EU auch persönliche Nachteile in Kauf zu nehmen. Lukas Sieper leitete daraus die Notwendigkeit ab, die mit der Unabhängigkeit verbundenen Belastungen transparent zu benennen.
In der Debatte um die globale Rolle der EU gingen die Meinungen auseinander. Während Lukas Sieper die Union aufgrund ihrer Handelsmacht bereits als „Weltmacht“ sah, die nur selbstbewusster auftreten müsse, differenzierte Julian Plotka mit einem bekannten Bonmot: Die EU sei „ein wirtschaftlicher Riese, ein politischer Zwerg und ein militärischer Wurm“. Prof. Dr. Wechsler warnte davor, die eigene Durchsetzungskraft zu überschätzen: Es fehle an einer echten Sicherheitsarchitektur und Unabhängigkeit bei kritischen Ressourcen, auch wenn Europa als Wertegemeinschaft stabil stehe.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf den institutionellen Reformen. Prof. Dr. Wechsler plädierte leidenschaftlich für einen Konvent und föderale Strukturen, beklagte jedoch eine Tendenz zur „Renationalisierung“ im Rat. Julian Plottka kritisierte beim Thema Rechtsstaatlichkeit, dass in der Vergangenheit oft wirtschaftliche Interessen ein konsequenteres Vorgehen gegen Verstöße in Mitgliedstaaten verhindert hätten.
Gegen Ende weitete sich der Blick auf die internationale Verantwortung. Angesprochen auf Konflikte wie im Sudan, forderte Lukas Sieper angesichts der Blockade des UN-Sicherheitsrates notfalls ein eigenständiges, robustes Eingreifen der EU zum Schutz von Zivilisten. Unsere Präsidentin warb für eine strategische Partnerschaft mit Afrika auf Augenhöhe, insbesondere im Energiebereich. Einigkeit herrschte beim Thema Mobilität: Alle Diskutanten sprachen sich für europäische Lösungen aus, etwa einen echten „Mobilitätsbinnenmarkt“ oder einheitliche Buchungssysteme für Bahnreisen quer durch den Kontinent.
In ihren Abschlussstatements betonten die Gäste die zentralen Leitwerte für die Zukunft: Die Menschenwürde (Sieper), die historisch erkämpfte Freiheit (Wechsler) und die Rechtstaatlichkeit (Plottka) als Schlüssel zur Handlungsfähigkeit.
Falls Sie den Bürgerdialog zum Thema EU-Schulden verpasst haben, können Sie die Diskussion in voller Länge auf unserem YouTube-Kanal nachschauen. Klicken Sie hier, um direkt zum Video zu gelangen!
Der Bürgerdialog wurde organisiert von der Europa-Union Deutschland e.V. und gefördert durch das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.
Bericht: Paula Schwarz