Europa vor Ort: Was die EU in Schleswig-Holstein bewirkt

Freitag 9. März 17:00 Uhr bis Samstag 10. März 17:00 Uhr, Sankelmark, Europäische Akademie Schleswig-Holstein


Die über 40 Teilnehmer des 1 1/2–tägigen Seminars in der Europäischen Akademie in Sankelmark erlebten geradezu ein Feuerwerk an konkreten Beispielen für die Bedeutung Europas für das Leben in Schleswig-Holstein. Zunächst räumte Europaminister Uwe Döring mit dem Vorurteil auf, Deutschland zahle lediglich in die EU ein. Richtig sei viel mehr, dass gerade der Exportweltmeister Deutschland überproportional von der EU profitiert, denn mit EU-Mitteln werden unsere europäischen Nachbarn in die Lage versetzt, hiesige Waren und Dienstleistungen zu kaufen. Viele der dort mit europäischen Mitteln finanzierten Struktur verbessernde Maßnahmen werden von Deutschen (Bau)firmen ausgeführt. Das sichert Arbeitsplätze und bringt Steuereinnahmen in Deutschland. Schleswig-Holstein profitiere direkt durch jährliche Struktur und Agrarförderung in Höhe von 416 Mio. € jährlich.


Unter der Federführung von Schleswig-Holstein sei es gelungen, die Meerespolitik als neues Politikfeld in der EU zu etablieren. In ihr würden sich die Kompetenzen der schleswig-holsteinischen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft widerspiegeln: Fischereipolitik, Schiffssicherheit und Umweltschutz, Energiegewinnung aus Windkraftanlagen und Gashydrat, sowie Ernährungssicherung durch Aquakultur.


Wenn es gelänge, wirtschaftliche Prosperität mit sozialer Sicherheit zu kombinieren, könnte das 21. Jahrhundert ein Jahrhundert Europas sein, schloss Döring seine Ausführungen.


Diese positive Einschätzung wurde auch von dem Grundsatzreferenten im Landwirtschaftsministerium Dr. Terwitte geteilt. Die schleswig-holsteinische Landwirtschaft habe sich von einer kleinteiligen, auf den heimischen Markt ausgerichteten Struktur hin zu einem Wirtschaftszweig entwickelt, der durch technisierte Produktion und veredelnde Ernährungswirtschaft zu Weltmarkpreisen produziert und exportiert. Dabei seien viele einfache Arbeitsplätze durch hochwertige in der landwirtschaftlichen Forschung, der Landmaschinentechnik und Lebensmittelwirtschaft ersetzt worden. Die praktischen Auswirkungen der europäischen Agrarpolitik konnten die Teilnehmer bei einer Exkursion zu einem Milchbauernhof mit 700 Rindern begutachten.


Prof. Dr. Will Teichert, der als Europakorrespondent für zahlreiche Zeitungen tätig ist, gewährte einen tiefen Einblick in die Feinheiten der Brüsseler Diplomatie und warb um Verständnis für die scheinbar umständliche Vorgehensweise der interkulturellen Kommunikation.


Zum Abschluss des Seminars konnten sich die Teilnehmer im Infocenter Grenze im Dänischen Padborg, dass über europäische Interreg-Mittel kofinanziert wird, über die Möglichkeiten des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes im nördlichen Schleswig-Holstein und Sønderjylland informieren.

Die Teilnehmer forderten eine deutlichere Sichtbarmachung europäischer Förderprojekte. In den Medien werde zu viel über die großen Querelen in der europäischen Politik berichtet und zu wenig über die vielen konkreten Projekte und Verbesserungen der Lebensbedingungen. Der Verfassungsprozess müsse wieder in Gang kommen. Insbesondere sei es wichtig, dass Europa im Rahmen der Globalisierung mit einer Stimme spricht.