Die letzten Tage Europas - Einladung an Broder

Über Henryk Marcin Broders am 26. August veröffentlichtes Buch "Die letzten Tage Europas" sagte der Präsident der Europa-Union Deutschland, Rainer Wieland: „Broder enttäuscht mich“. Der Publizist bewege sich auf einem erstaunlich niedrigen Niveau. „Broder bedient über die BILD-Zeitung populäre Ressentiments gegen Europa.“ Dazu bedürfe es gegenwärtig keines großen Mutes, so der Vize-Präsident des Europäischen Parlaments. Wieland lädt Broder zu einer „ernsthaften Diskussion“ nach Brüssel oder Straßburg ein.

EUD-Präsident Wieland hält nichts von Broders populistischen Thesen

Wenn es sich um eine Persiflage handelte, könnte er dem Buch noch etwas abgewinnen, so Wieland. „Die Thesen in Broders Buch gründen aber auf Halbwissen und bedienen zielgerichtet die Vorurteile vieler Menschen. Da will jemand auf dem Rücken Europas Kasse machen.“ Dass das so sei, belege schon die auszugsweise Veröffentlichung in der BILD-Zeitung.

„Mit Überschriften der Art `Wie wir eine gute Idee versenken´ vergießt ein Publizist, der sonst mit Tiefgang gegen den Strich der öffentlichen Meinung bürstet, Krokodilstränen eines europaskeptischen Populisten.“ Das sei enttäuschend.

Broder beleidige seine eigene, „zweifelsohne vorhandene Intelligenz“, wenn er, „offensichtlich absichtsvoll“, Zahlen aus dem Europäischen Siebenjahresbudget in den Kontext von Kennzahlen aus den nationalen Jahreshaushalten stellt. „Die sechs Milliarden Euro für den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit mögen ein unzureichender Versuch Europas sein – die Jugendarbeitslosigkeit selbst ist jedoch das Versagen der nationalen Politiken.“

Wieland weiter: „Anders als Broder bin ich überzeugt, dass wir uns gerade wegen der Krise inzwischen sehr viel mehr als Europäer fühlen als noch vor wenigen Jahren.“ Wer in der Welt unterwegs sei, bestreite zudem nicht, dass es neben der nationalen und der regionalen längst auch eine europäische Identität gebe.

„Broder sagt, ihm reiche der Binnenmarkt ohne Grenzen.“ Was er als „Regulierungswahn“ bezeichne, seien Normierungen, wie sie in jedem Markt erfolgen. „Als die deutsche Zollunion 1834 begründet wurde, mag die darauffolgende Harmonisierung von Normen auch den einen oder anderen Beobachter irritiert haben. Das war aber eine wesentliche Voraussetzung für die spätere Einheit Deutschlands.“

„Broder irrt, wenn er meint, ein loser europäischer Staatenbund wäre besser gerüstet gewesen für die Schocks der Weltfinanz- und Schuldenkrise.“

Wieland will Broder zu einer ernsthaften Auseinandersetzung über Europa einladen. „Ich bin gerne bereit, mit ihm zu diskutieren, wenn er sich einer sachlichen Diskussion stellen will. Gerne lade ich ihn ins Europäische Parlament ein, dass wir gemeinsam schauen, welche Arbeit dort geleistet wird und wie effektiv die demokratische Kontrolle der Europäischen Kommission ist.“

Broder habe Recht, wenn er sage, die europäische Einigung sei nicht alternativlos. Die Alternative sei ein in untereinander zerstrittene Lager zerfallender Kontinent egoistischer Nationalstaaten, auf dem es keine institutionellen Sicherungen mehr gebe für friedlichen Ausgleich und konstruktive Zusammenarbeit.