„Dass der Proeuropäer Macron die Wahl gewonnen hat, ist ein Glücksfall für Europa“, ist Wieland überzeugt. Erst im März habe die Europäische Kommission eine Debatte über die Zukunft der EU ausgerufen. „Ich hoffe, dass der Wahlausgang dieser Initiative Rückenwind verleiht und sich die EU-Staaten in der Folge auf ambitioniertere Schritten in Richtung mehr Zusammenarbeit einigen werden“, so Wieland. Auch das Europäische Parlament begrüße und unterstütze den Dialog über die künftige Ausgestaltung der EU, unterstrich EP-Vizepräsident Wieland.
Die Entscheidung zahlreicher Wähler für Marine Le Pen zeige jedoch deutlich die Verunsicherung und Zukunftsangst, die in weiten Teilen der französischen Bevölkerung herrsche. Macron stehe vor großen innenpolitischen Aufgaben. Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen sei er auch auf die Unterstützung seiner europäischen Partner und speziell Deutschlands angewiesen. „Ich bin überzeugt, dass sowohl die aktuelle als auch die künftige Bundesregierung ihrer besonderen Verantwortung gerecht werden wird und eine gemeinsame deutsch-französische Vision zur Grundlage ihrer Europapolitik macht“, betonte Wieland.
Die Europa-Union Deutschland verstehe den Einzug Le Pens in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen als Weckruf für Europa. Die etablierten Parteien müssten sich fragen, wie sie den Menschen den großen Mehrwert der EU begreifbar machen können.
„Es gibt nicht wenige Länder in Europa mit der klaren Erwartung, dass nach der Bundestagswahl Frankreich und Deutschland gemeinsame Vorstellungen über die weitere Entwicklung der Europäischen Union mit Strahlkraft für den ganzen Kontinent entwickeln. Diese Erwartungen teilt die überparteiliche Europa-Union Deutschland“, so Rainer Wieland. „Der Wahlsieg von Macron darf nach den Gräben, die von Links- und Rechtspopulisten mit antieuropäischen und antideutschen Parolen schon in der ersten Runde des Wahlkampfes aufgerissen wurden, nicht darüber hinwegtäuschen, dass viel zu tun bleibt. Zwietracht ist keine Option für Europa“, betonte der Präsident der Europa-Union.