Den Abend eröffnete Josip Juratovic, stellvertretender Vorsitzender der Parlamentariergruppe der Europa-Union Deutschland. Gemeinsam mit Michael Roth, Staatsminister im Auswärtigen Amt für Europa, Tobias Flessenkemper von der Südosteuropa-Gesellschaft e.V. und dem Journalisten und Balkankenner Norbert Mappes-Niediek stand er dem Publikum als Gesprächspartner zur Verfügung. Die Diskussion im Fishbowl-Format, bei der jeweils zwei Plätze in der Gesprächsrunde von wechselnden Gästen aus dem Publikum eingenommen werden, moderierte JEF-Bundessekretär Vincent Venus.
Thematische Schwerpunkte der Diskussion waren die politische Lage in den Balkanstaaten, der Einfluss anderer Kräfte in der Region und die Beziehung des westlichen Balkans zur Europäischen Union. Staatsminister Roth zog Parallelen zwischen dem westlichen Balkan und Gesamteuropa. „Europa ist multiethnisch, multireligiös und multikulturell. Entscheidet ist, ob wir uns auf das Abenteuer einer liberalen Wertegemeinschaft mit Solidarität einzulassen“, so Roth. Er betonte die Vorteile einer EU-Mitgliedschaft für die Länder in der Region und befürwortete eine stärkere Zusammenarbeit. Insbesondere forderte er mehr Arbeits- und Austauschangebote für junge Menschen. Tobias Flessenkemper regte in diesem Zusammenhang eine Roadmap für eine Arbeitnehmerfreizügigkeit an. Auch eine Reform des Hochschulbereichs hält er in der Region für nötig.
Eine Vertreterin der JEF kritisierte, dass bei internationalen Veranstaltungen junge Leute aus den Staaten des westlichen Balkans mit Blick auf die Visabestimmungen besonders hohe Hürden zu überwinden hätten. Auch Norbert Mappes-Niediek sah beim Thema Austausch in den Bereichen Jugend und Wissenschaft noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Derzeit gebe es in Deutschland beispielsweise nur 54 Kosovaren mit einem Studienvisum und lediglich fünf mit einer Bluecard, so Mappes-Niediek.
Experten und Publikum waren sich einig, dass in den Staaten des westlichen Balkans noch zahlreiche Beitrittshindernisse, wie Korruption und mangelnde Rechtsstaatlichkeit, zu überwinden seien. Doch auch die EU müsse ihren Beitrag für eine positive Entwicklung in er Region leisten. An Fehlentwicklungen wie beispielsweise in Mazedonien trügen nicht zuletzt die EU und ihre Mitgliedstaaten einen Teil der Verantwortung, da sie das Land regelrecht vergessen hätten. Die Botschafterin Sloweniens warb nachdrücklich für politische Reformen. Der EU-Beitritt ihres Landes sei jede Anstrengung wert gewesen.
Die Gäste nutzten auch nach dem Ende der Veranstaltung ausgiebig die Gelegenheit zur weiteren Diskussion. Dies bestätigte, dass die Neuauflage des Parlamentarischen Forums die richtige Entscheidung war. Mit dem Parlamentarischen Europaforum zum westlichen Balkan nahmen die Jungen Europäischen Föderalisten und die Europa-Union Parlamentariergruppe die Tradition der Parlamentarischen Foren wieder auf, die 2003 anlässlich der Debatte um den EU-Verfassungsvertrag ins Leben gerufen worden waren.
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Bericht der JEF Deutschland