Die Farben der Saison stehen für großen Mut und hohen Einsatz. Wie im Herbst 1989 in der DDR demonstrieren heute in der Ukraine hunderttausende Bürgerinnen und Bürger friedlich für ihre Grund- und Menschenrechte. Sie demonstrieren für die klare Hinwendung ihres Landes nach Europa und gegen die kalte Umarmung Russlands. Der unvollendeten orangenen Revolution von 2004/2005 folgt die des Herbstes 2013. Ihr Zeichen ist das blaue Sternenbanner der Europäischen Union, eines politischen Projekts, das Überdrüssige und Geschichtsvergessene für eine abgewirtschaftete Idee halten. Dabei ist die EU – trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten – nichts weniger als der einzig verlässliche Rahmen, in dem Grund- und Menschenrechte in Europa auf Dauer verteidigt werden können.
Die europäischen Nationalstaaten allein werden den Angriffen, die für die kommenden Jahre und Jahrzehnte auf die westlichen Ideen zu erwarten sind, wenig entgegenzusetzen haben. Moskau will mit der Energiewaffe an einem neuen Imperium bauen. China sichert sich in bilateralen Verträgen Einfluss, besetzt strategische Positionen und schafft zunehmend Abhängigkeiten. In der Ukraine vollzieht sich der Kampf zwischen Despotie und Freiheit wie unter einem Brennglas. Es steht zu hoffen, dass die Freiheit gewinnt und die ukrainische Revolution unter dem europäischen Sternenbanner nicht in Gewalt eskaliert.
Wir stehen hinter allen Demonstranten, die gegen Korruption und Misswirtschaft auf die Straße gehen und sich für die Annäherung der Ukraine an die EU mit friedlichen Mitteln einsetzen. Die Ukraine ist ein Teil Europas. Das unterschriftsreife Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und sollte von der ukrainischen Seite schnellstmöglich unterzeichnet werden.